Meine Oma war die Königin des Hefeteigs. Ich kann mich nicht erinnern, dass Hefeteig jemals bei ihr gemuckt hätte. Immer wurde er was, war super weich, fluffig und lecker. Besonders in Erinnerung sind mir ihre Blechkuchen mit Hefeteig. Mit ganz viel Frucht und ganz vielen Streusel, auf Plattdeutsch „Plautz“ genannt. Am allerliebsten war mir das Mittelstück vom Blechkuchen, keine dicken Ränder, aber umso mehr Frucht und Streusel, die Krönung eben. Meine Oma war oft so lieb und hat mir das Mittelstück gegeben. Da habe ich mich natürlich besonders gefreut. Und jetzt die Tage hatte ich auf einmal wieder Lust auf ihren legendären Kuchen mit Hefeteig. Das Problem ist jedoch, dass meine Oma nicht mehr lebt, also musste ich selbst ran. Zwar hat sie mir ihr kostbares Rezeptbuch vermacht, aber Hefeteigrezepte finden sich kaum darin. Wahrscheinlich, weil sie das Rezept auswendig konnte.
Es ist eine Schande, dass es so lange schon keinen Gugelhupf hier gab. Ganz ehrlich, das geht nicht! Und als ich meine geliebte Gugelhupfform beim Umzug in der Hand hielt, dachte ich: Himbeergugelhupf, ich muss einen Himbeergugelhupf machen! Gesagt, getan, also gab es zu einem Sonntagskaffee diesen super saftigen und leckeren Gugelhupf. Man braucht ein wenig Geduld, weil es ein Hefegugelhupf ist, aber das Tolle ist, dass man nicht sehr viel vorbereiten braucht, das macht die Hefe sozusagen ganz von allein.
Viele haben ja Angst vor Hefe, aber wenn man es ihr kuschelig warm macht, also so wintermäßig mit Kuscheldecke, nicht heiß, sondern schön warm, wie eine verfrorene Frau es mag, dann funktioniert es eigentlich immer. Wirklich. Wenn man Frischhefe benutzt, sollte man sicher sein, dass sie wirklich frisch ist, aber Trockenhefe macht genauso gut, versprochen.
Und wenn man den Teig einmal zubereitet hat, dann kocht man Himbeeren mit ein paar Zutaten auf und beschmiert das ausgerollte Teigrechteck damit. Dann aufrollen und vorsichtig in die Gugelhupfform packen und dann ab in den Ofen nach einem kurzen zweiten Gehen.
Ich bin mir ziemlich sicher, hiervon hast du noch nie gehört, falls du nicht viel mit Kolumbien zu tun hast, darf ich vorstellen: roscónes. Das ist süßes Hefebrot mit einer ganz abgefahrenen Gelee/Marmelade-Mischung bestehend aus Guave (nennt sich bocadillo in Kolumbien, in anderen Teilen Lateinamerikas nennt man es anders, mir aus Uruguay als membrillo bekannt, auch wenn die Paste aus einer anderen Frucht hergestellt wird). Ich glaube, nur Kolumbianern fällt es ein, völlig selbstverständlich Frühstück und Dessert zu vereinen und geschickt alle Geschmäcker anzusprechen. Hefeteig? Ja, klar! Interessant gewundener Kranz? Sicher! Exotische Geleefüllung? Selbstverständlich!





