Coffee-Date Nr. 12, unsere Lille-Reise

Merveilleux

Wir waren im Urlaub in Nordfrankreich, im schönen Lille und das nehme ich als Anlass euch auf einen Kaffee einzuladen. Als Vorwarnung, es gibt viele Bilder und einige Empfehlungen, was man kulinarisch ausprobieren sollte, aber nichts davon ist gesponsort. Ach ja, ich merke, ich bin mit einem Foodie verheiratet und bin selbst einer geworden 😉 Übrigens waren wir als Hundebesitzer überrascht, alle Restaurants, die wir ausprobiert haben, ließen Hunde zu, Hazel bekam fast immer frisches Wasser und wurde oft mit Begeisterung vom Personal gestreichelt. Da muss man sich nicht große Sorgen machen, Lille ist eine sehr hundefreundliche Stadt.

Warst du schon mal in Lille? Ich bis dato noch nicht, irgendwie hatte ich mir so eine öde Industriestadt vorgestellt. Lille war mal für Textilherstellung und Maschinenbau bekannt und irgendwie dachte ich, dass die Stadt einen ähnlichen Charakter hat wie das Ruhrgebiet. Ich war dann aber überrascht als wie vor Ort waren, ein wunderschönes Städtchen mit einem hohen Studentenanteil und, wie es sich in Frankreich natürlich gehört, Patisserie und Essen vom Feinsten. Lille ist von NRW gar nicht so weit weg. Von Köln ist man in ca. dreieinhalb Stunden da. Ich, die ich in NRW aufgewachsen bin, frage mich, warum wir nicht dort Urlaub gemacht haben. Aber nun gut, lieber spät als nie. Mir ebenfalls unklar war, dass Lille direkt an Belgien grenzt, bis nach Brügge sind es schlappe 70km, ähnlich weit ist Gent entfernt. Und in Lille merkt man den flämischen Einfluss auf Schritt und Tritt. Das erkennt man schon daran, dass die Stadt auch einen flämischen Namen hat und dann als Rijsel bezeichnet wird.

Natürlich war es mir ein Anliegen typische französische Patisserie zu probieren und davon gibt es in Lille reichlich. Im Titelbild abgebildet ist das sogenannte „merveilleux“, zwei Baiserplatten, die mit Sahne zusammengehalten und dann in der Schokoversion noch mit Schokoraspeln umhüllt werden. Mich besonders fasziniert hat die Tatsache, dass jede Patisserie diese in Handarbeit herstellt und man quasi zugucken kann. Echte Handarbeit wird in Frankreich groß geschrieben, etwas, was ich manchmal in Deutschland vermisse. In diesem Reel bekommt man davon einen kleinen Eindruck. Zu empfehlen ist in Lille das

Merveilleux

Patisserie:

1. Aux merveilleux de Fred

1 Place des Buisses 59800 Lille (hier waren wir) als auch 336 Rue Léon Gambetta 59800 Lille

Besonders empfehlenswert sind:

die merveilleux, von Mini bishin zu Torten, die angeblich für vier Personen sind, aber sicher auch mehr sättigen in verschiedenen Geschmackrichtungen. Klassisch ist das aus Schokolade wie auf dem Foto abgebildet. Außerdem gibt es wunderbar flauschiges „Rosinenbrot“ namens cramique, auch die Version mit Schokotropfen ist vom Gefühl wie Brioche versetzt mit Schokostückchen.  Wortwörtlich übersetzt heißt merveilleux übrigens „wunderbar“, entsprechend kann man sich auf ein luftiges Wölkchen gefasst machen.

Dann sollte man auch auf jeden Fall dem

Tartelette au citron im MeertEin Tartelette au citron wie es im Méert serviert wurde

2. Méert einen Besuch abstatten

25-27 Rue Esquermoise, 59000 Lille

Seit 1677 (!) wird hier in liebevoller Handarbeit Patisserie vom Feinsten hergestellt, siehe auch dieses Reel. Besonders bekannt sind die Waffeln oder „gaufres“, die mittlerweile mit diversen Füllungen daherkommen. Dass ich diesen Laden sehr beeindruckend fand, sieht man an den vielen Bildern, die ich schießen musste.

Die Waffeln oder „gaufres“, wie sie im Méert verkauft werden, außen knusprig, innen weich

Hauptgerichte

Beim Herzhaften wurden wir aber auch positiv überrascht, Miesmuscheln sind allerseits bekannt und werden in den unterschiedlichsten Varianten angeboten. Unten abgebildet sind „moules marinières et frites“.  Hier köcheln die Miesmuscheln in einem Sud aus Weißwein und Petersilie. Das berühmte Volksfest „Braderie“, wo Miesmuscheln quasi den Hauptsteller neben dem Flohmarkt darstellen und Berge an Schalen an den Straßenrändern zu finden sind, haben wir zwar knapp verpasst (wir sind erst am 1. Oktober in Lille angekommen, das Volksfest  findet immer am ersten Septemberwochenende statt), aber nichtsdestotrotz waren wir begeistert und haben uns daran erfreut.

Moules marinières, wie im Aux moules de Lille gegessen

Mir besonders gut geschmeckt hat das carbonade flamande (Bild unten), ein Gulasch, der in Bier gegart wird und beim Köcheln den Geschmack von Lebkuchen aufnimmt (siehe rechts die Scheibe Brot, das ist Lebkuchen). Dadurch erhält es einen leicht süßlichen Geschmack. Vielleicht nicht für jedermann, ich fand es mega lecker. Obligatorisch sind natürlich auch hier wieder die Fritten und ein belgisches Bier dazu, ich sach ja, die Nähe zu Belgien merkt man spätestens dann. Lille wird übrigens als flämische Hauptstadt bezeichnet.

Carbonade flamande wie im Le barbier quie fume angetroffen

Natürlich mussten wir Brügge in Belgien auch einen Besuch abstatten. Ich sag euch,  schon nur der Fakt, dass man die ganze Zeit den Duft von Waffeln und Schokolade in der Nase hat, macht dieses Städtchen zu einem Magneten. Ja, wir haben natürlich Waffeln gespeist, belgische Schokolade gekostet und sind durch den Stadtkern geschlendert. Ja, selbst im Oktober ist die Stadt noch sehr touristisch, aber wir fanden das alles nicht so schlimm.

Frisch gelernt habe ich nun, dass es zwei Arten von Waffeln in Belgien gibt: Brusselles oder Liège. Auf Deutsch würden wir wahrscheinlich einfach belgische Waffeln für das erste sagen und meinen damit Waffeln, die mit einem Hefeteig zubereitet werden und beim zweiten die Lütticher Waffel, die einen bestimmten Perlzucker erhält, wodurch sie knuspriger und fester wird. Eigentlich isst man die Lütticher Waffeln pur, aber wahrscheinlich müssen Touristen mit allem bedient werden, bei mir gab es die Lütticher Version mit Banane und Schokolade, mein Mann probierte die brusselles, diese ist klassisch rechteckig und weicher. Mittlerweile habe ich natürlich auch ein Rezept für die typische rechteckige Waffel mit Hefeteig auf dem Blog veröffentlicht. Gespeist haben wir im House of Waffles, natürlich sprach der Kellner fünf Sprachen fließend und wollte am liebsten unseren Hund mit nach Hause nehmen. Genau so habe ich mir Brügge vorgestellt.

Ob ich nochmal nach Lille kommen würde? Defiinitiv! Warum Lille nie empfohlen wird? Keine Ahnung. Auch wenn mein Schulfranzösisch ziemlich eingerostet ist, j’aimerais visiter à nouveau cette charmante ville. In einem zweiten Leben werde ich irgendwann in Frankreich einen mehrwöchigen Patisserie-Kurs absolvieren, bien sûr!

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