Nostalgisches Coffee Date zum Thema Arbeit als Pianistin und Social Media ohne Ton

Heute gibt es wieder einmal ein Coffee-Date mit mir. Es wird auf jeden Fall nostalgisch und wird viel um das Thema Musik gehen. Schnapp dir einen Kaffee oder Tee und lass uns virtuell ein wenig austauschen. Starten möchte ich nämlich mit dem Fakt, dass ich euch auf Instagram gefragt habe, ob ich öfter mal einfach Stories posten soll, in denen ich Klavier improvisiere. Und man glaubt es kaum, aber ihr habt zu 100% (!) mit Ja geantwortet. Wow, das hat mich doch ein bisschen überrascht. Ich habe jetzt extra für euch ein neues Highlight in Instagram eingerichtet, bei dem ihr mir lauschen könnt. Weil einige nachgefragt haben, gibt es an dieser Stelle noch ein paar Hintergrundinformationen. Ich habe mal angefangen in Dresden an der Carl Maria von Weber Musikhochschule Jazzklavier zu studieren. Zwar nur ein Semester lang, aber immerhin hat das die Tore geöffnet, dass ich als Studentin angefangen habe mir mit Musik Geld zu verdienen. Insbesondere die Altmarktgalerie Dresden, einer Einkaufspassage mit vielen diversen Geschäften und Cafés, war für mich eine lukrative Einnahmequelle. Hier spielte ich auf einem Flügel, den man direkt von einer Rolltreppe aus erreichte. Freitags und samstags spielte ich ein paar Stunden Klavier, während die Leute einkauften. Viele sprachen mich an, ob ich zu buchen sei und ob ich auch auf anderen Events spielen könnte. So kam ich an diverse Aufträge ran.

Ich im Jahr 2006 in der Altmarktgalerie in Dresden vor dem Flügel, auf dem ich am Wochenende spielte

(Foto von Elisabeth Schermuly)

Im Fachjargon machte ich viel „Löffelmusik“, sprich, machte im Hintergrund Musik während die Gäste mit ihrem Geschirr beim Essen klapperten. Fünf Jahre lang war ich beruflich als Pianistin unterwegs, entweder solo oder mit anderen Musikern zusammen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine Hochzeit, bei der wir als „Band“ spielten ohne vorher geprobt zu haben. Als wir nach dem Bandnamen gefragt wurden, hatte es uns erwischt. Irgendein Bandmitglied rief etwas Unverständliches, so wunden wir uns aus der Nummer raus. Ich finde es bis heute toll, dass man im Jazzbereich ohne Proben wunderbar mit anderen Musikern Musik machen kann, da man als Grundlage sogenannte „Jazzstandards“ hat, die alle kennen und zu denen man improvisiert. Besonders viel und oft spielte ich mit dem Gitarristen Stefan Gröll, der übrigens immer noch in Görlitz musikalisch unterwegs ist. Er war deutlich besser darin als ich Aufträge an Land zu ziehen. Aber wie das so ist, wenn man seine Leidenschaft zum Beruf macht, ich hatte irgendwann keine Lust mehr immer wieder die gleichen Sachen zu spielen, war durch Kundenwünsche eingeengt und konnte mich künstlerisch nicht so ausdrücken wie ich das gerne wollte. Die Kommerzialisierung der Leidenschaft hatte ihren Preis. Deshalb entschied ich mich schweren Herzens die Musik zum Hobby umzufunktionieren und stattdessen einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen. Mittlerweile arbeite ich seit mehr als 12 Jahren im internationalen Personalbereich und betreue Mitarbeiterentsendungen. Mit Musik hat das nichts zu tun.

Der Musiker Stefan Gröll und ich bei der Arbeit im Jahr 2008 (Fotograf unbekannt)

Oft werde ich dann überrascht gefragt, wie ich denn jetzt schon so lange in einem völlig anderen Bereich arbeiten kann. Die Antwort lautet, weil ich mich dafür in meiner Freizeit kreativ austobe. Sei es das Backen, dieser Blog, sei es die Fotografie, die ich mittlerweile sehr gerne betreibe und mir unglaublich Spaß macht. Wenn ich nur einen Bürojob hätte ohne kreativen Ausgleich, würde ich wahrscheinlich eingehen. Spannenderweise dauerte es mit dem Klavier aber ziemlich lange. Lange Zeit klimperte ich wenig bis gar kein Klavier mehr, ich war es einfach müde und leid. Jetzt, fast 20 Jahre später ist der Funke wieder entfacht. Ich klimpere zwar immer noch für mich selbst, aber es macht wieder Freude. Dass ich dann spontan eine Story aufnahm während ich improvisierte und dann so viel Reaktionen erhalten würde, hätte ich nicht gedacht. Wirklich? Wow! Und das bringt mich dazu, dass ich anscheinend ziemlich alleine darin bin, dass ich Social Media lieber ohne Ton schaue. Mir ist das einfach zu viel Durcheinander, zu viele verschiedene Stile, zu wirr, deshalb schalte ich den Ton aus, ich brauche die Stille, um gut folgen zu können. Wenn es also nur irgendwie geht, schaue ich Stories ohne Ton. Aber offensichtlich machen das nicht so viele. Wie handhabst du das denn so?

Ich entlasse euch final nochmal mit einem Youtube-Video meiner beliebten Brownie-Cookies, im Hintergrund hört man mich klimpern, es ist eine Eigenkomposition von mir, deshalb habe ich das Video hier nochmal eingebunden.

 

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2 Kommentare

  • Antworten
    Bettina
    Dienstag, der 19. November 2024 at 21:13

    So interessant zu lesen, danke Jenny. Ich höre mit deine Instagram Storys, in denen du Klavier spielst, sehr gerne an. Und ja, ich bin auch jemand, der den Ton eigentlich immer aus hat 😉

    Liebe Grüße
    Bettina

    • Antworten
      Jenny
      Dienstag, der 19. November 2024 at 21:20

      Liebe Bettina, ach, das ist ja interessant. Machst du den Ton auch aus, weil es dir zu durcheinander ist? Grüße, Jenny

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