Heute gibt es mal wieder ein Rezept aus meiner Kindheit: Wareniki. Das sind gefüllte Teigtaschen aus der Ukraine. Man kann sie sowohl süß als auch herzhaft füllen. In meiner Familie gab es so eine Art Twitter, wir füllten sie mit körnigem Frischkäse (oder Tworog) und aßen sie mit einer Schmandsoße names „Schmargus“, die mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt wurde, wodurch sie durchaus als herzhaft durchgingen. Wer mochte, konnte sich aber auch Zucker über die Wareniki streuen, einen Klecks Schmand gab es natürlich auch in diesem Fall. Wie man auf den Fotos sieht, hat meine Oma überraschenderweise tatsächlich ein Rezept hinterlassen. Viele Gerichte, die es bei uns oft gab, konnte sie auswendig und schrieb sie dementsprechend nicht auf. Umso dankbarer bin ich, dass es hier zumindest Angaben für Mengen gab. Zwar nur für den Teig und natürlich ohne jegliche weitere Zubereitungsschritte, aber immerhin. Natürlich habe ich die Menge erst einmal halbiert, weil wir nur zu zweit sind, aber das kenne ich bei den Rezepten meiner Oma schon, dass die Rezepte immer große Mengenangaben enthalten.
So hatte ich zumindest einen Ansatzpunkt und konnte rekonstruieren. Teigtaschen habe ich ja schon diverse gemacht, allen voran natürlich Unmengen an Empanadas. Aus dem slawischen Raum hatte ich schon Pelmeni probiert und ebenso Pierogi, so konnte ich mir zusammenreimen wie man den Teig herstellt. Die Füllung ist ja hier zum Glück sehr einfach, Tworog mit Ei, Salz und Pfeffer vermischen und gut ist. Und da wir ganz in unserer Nähe ein ukrainisches Geschäft haben, konnte ich sogar direkt Tworog erstehen. Neuerdings gibt es ihn auch im Lidl und Aldi direkt zu kaufen, meist von der Marke Dovgan. Ich erinnere mich aber lebhaft zu Teenagerzeiten daran, dass meine Oma mokierte, dass Quark und körniger Frischkäse in Deutschland feuchter sind als Tworog, so musste sie immer in Deutschland alles durch ein Tuch pressen, um an die Konsistenz von Tworog heranzukommen.
Wareniki werden herzhaft oft auch mit Kartoffeln und Zwiebeln gefüllt, bei uns gab es jedoch immer nur die Frischkäsevariante. An ein einziges Mal kann ich mich erinnern, dass es die süße Variante gab, aus irgendeinem Grund hatten wir endlos viele Sauerkischen geschenkt bekommen, die dann in stundenlanger Arbeit zu Marmeladen, Kompott und ähnliches verarbeitet wurden. Außerdem gab es dann einen Satz Wareniki. Mit dem gleichen Teig, jedoch mit zwei bis drei entkernten Kirschen pro Wareniki und etwas Zucker gefüllt und natürlich mit weiterem Zucker und Schmand serviert. Wareniki mit der Frischkäsevariante gab es relativ oft bei uns. Dann lud sich Oma ein paar Freundinnen ein und sie bereiteten endlose Mengen an Wareniki vor während sie beieinander saßen und sich unterhielten. Diese wurden dann eingefroren und bei jeder passenden Gelegenheit hervorgeholt und frisch gekocht. Ich bin mir sicher, dass meine Mutter erleichtert war, dass sie dann einfach etwas aus der Gefriertruhe zaubern konnte und sich nicht noch extra in die Küche stellen musste.
Wareniki sind gefüllte Teigtaschen aus der Ukraine, bei uns gab es sie mit körnigem Frischkäse und einer Schmandsoße. Ich stelle hier das Rezept meiner Oma vor. In diesem Reel sieht man wie ich sie zubereite. Für den Teig das Salz im kochenden Wasser lösen und dann zum Mehl in eine große Schüssel geben. Erst mit einem Holzlöffel verrühren. Dann Öl mit Ei verquirlen und zur Masse geben, weiter mit dem Holzlöffel bearbeiten und schließlich mindestens 5min per Hand verkneten. Der Teig sollte elastisch und weich sein. Wenn man einen Finger hineindrückt, sollte der Teig zurückspringen, dann ist er fertig. Abgedeckt mindestens eine halbe Stunde oder länger bei Raumtemperatur stehen lassen. Für die Füllung die Zutaten in einer Schüssel vermischen und zur Seite stellen. Den Teig in vier gleich große Teile teilen und jeden Teil sehr dünn ausrollen. Kreise mit eimen Glas oder Müslischüssel ausstechen (bei mir ziemlich klein, 7cm, ich würde aber größer ca. 10-13cm empfehlen) und je nach Größe 1-3 TL Füllung in die Mitte hineingeben. Den Teigrand mit Wasser benetzen und dann zu Halbmonden umklappen, Rand mit den Fingern gut festdrücken. Rand nochmal mit der Gabel herunterdrücken. So verfahren bis der gesamte Teig und die Füllung aufgebraucht sind. Wareniki immer auf Backpapier lagern, so kleben sie nicht und am besten gleich weiterverarbeiten. Man kann sie ungekocht super einfrieren, dazu lose auf Backpapier und einem Schneidebrett für 1-3 Stunden ins Gefrierfach geben und dann in einem Gefrierbeutel mit möglichst wenig Luft final einfrieren. Wasser in einem großen Topf zum Kochen bringen, salzen. Dann so viele Wareniki hineingeben bis der Topfboden bedeckt ist. Nach ca. 5-7min steigen die Wareniki an die Oberfläche und sollten dann noch ca. 1 Minute weitergekocht werden. Aber aufpassen, manchmal kleben sie am Boden fest, dann muss man sie vorsichtig lösen. Mit einer Schöpfkelle herausnehmen und am besten gleich servieren. Für die Schmandsoße Butter und Mehl in eine Pfanne geben und warten bis die Butter geschmolzen ist, dann unter Rühren Sahne hinzugeben und ein paar Minuten köcheln bis die Masse andickt, am Ende Schmand einrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wareniki kann man gekocht servieren, ich mag sie dann aber nochmal kurz in etwas Butter angebraten noch lieber. Mit ordentlich viel Schmandsoße servieren. Oma, ich habe die ganze Zeit in Kinderheitserinnerungen geschwelgt, danke, dass du mir das Rezept hinterlassen hast.Wareniki mit Frischkäsefüllung nach dem Rezept meiner Oma
Ingredients
Instructions
Es gibt noch nicht so viele russlanddeutsche Rezepte auf dem Blog, aber hier nochmal als Übersicht, was es bisher schon gibt:
Pelmeni – Teigtaschen aus Russland
Pierogi – Teigtaschen aus Polen
Ukrainischer Borscht – Rote-Beete-Suppe
Russlanddeustche Twoiback – oder weicher Doppel-Brioche
Plautz – oder Blech-Hefeteig mit Obst belegt
Ukrainische Paska – süßes Osterbrot mit Hefe aus der Ukraine
Napoleon-Torte – Schichttorte mit Milchmädchen
Mit diesem Rezept mache ich auch wieder bei der kulinarischen Weltreise mit. Volker vom Blog volkermampft lädt dabei jeden Monat ein in einem Land anzuhalten und sich landestypische Rezepte aus diesem Land herauszusuchen und vorzustellen. Dadurch, dass meine Oma in Odessa gebürtig ist und sie einige Jahre mit uns zusammen wohnte und bekochte, gab es bei uns natürlich diverse ukrainische Spezialitäten, unter anderem auch Wareniki. Ich wünschte ich könnte meiner Oma Wareniki servieren und fragen, ob ich ihr Rezept richtig umgesetzt habe. Sie wäre sicherlich glücklich, dass man nun auch in Deutschland endlich richtigen Tworog bekommt.
Für weitere Inspiration mit ukrainischen Rezepten, schau doch hier (die Liste wird laufend aktualisiert):
Britta von Brittas Kochbuch mit Mamusia – Familienrezepte aus der Ukraine von Olia Hercules, Weißes Knoblauchkaninchen, Pampuschky – Ukrainische Weizenbrötchen, Borschtsch – Ukrainischer Rote-Bete-Eintopf und Gurkensalat mit Tomaten und Radieschen
Regina von bistroglobal mit Fleischpflanzerl mit Meerrettichpaste
Barbara von Barbaras Spielwiese mit Ukrainischer Karottensalat koreanische Art
Friederike von Fliederbaum mit Wareniki – Teigtaschen mit Sauerkirschen
Petra aka Cascabel von Chili und Ciabatta mit Halushky mit Sauerkirsch-Hackfleischsauce und Sauerrahm
Susanne von magentratzerl mit Ein kulinarischer Ausflug in die Ukraine – Rezepte und Kochbücher
Kathrina von Küchentraum & Purzelbaum mit Ukrainische Mohnrolle mit Äpfeln und Nüssen – Makivnyk
Simone von zimtkringel mit Stampfkartoffeln mit grünen Bohnen und Salo
Michael von SalzigSüssLecker mit Lemberger Käsekuchen aka Lvivsky Syrnyk
18 Kommentare
chef.moham
Freitag, der 12. April 2024 at 14:52Thank you for sharing your grandma’s vareniki recipe! It’s clear that these dumplings hold a special place in your heart, bridged by fond memories and family traditions. Your appreciation and reverence for the recipe as passed down through generations shines through vividly. While the detailed descriptions and personal anecdotes enrich the narrative, consider including step-by-step cooking instructions to aid readers in recreating this cherished dish more easily. Your efforts to preserve and share such a treasured family recipe are commendable, and it’s wonderful that you’ve adapted it to suit smaller servings. Keep up the great work in keeping your family’s culinary heritage alive!
Jenny
Samstag, der 13. April 2024 at 10:16Hi, thanks for your reply. You have the chance to see how I make this dish in this reel. Even if you don’t have Instagram, you should be able to see it.
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Petra aka Cascabel
Freitag, der 12. April 2024 at 16:44Ich finde es richtig klasse, dass du uns ein Familienrezept vorstellen kannst! Deine Wareniki hören sich klasse an. Ich werde jetzt mal nach Tworog Ausschau halten, danke für den Einkaufstipp 🙂
Jenny
Freitag, der 12. April 2024 at 16:51Ja, ich bin auch sehr gerührt, dass Oma das Rezept aufgeschrieben hat. Ich habe sehr in Erinnerungen geschwelgt.
Regina
Samstag, der 13. April 2024 at 10:47Liebe Jenny, vielen Dank für dein Oma-Rezept. Nudelteig ist für mich ein „Angstgegner“. In deinem Reel sieht es so einfach aus, einen elastischen Nudelteig herzustellen. Das mit dem heißen Wasser ist spannend. Vielleicht ist das ja der Trick, dass es bei mir auch gelingt. Viele Grüße, Regina
Jenny
Samstag, der 13. April 2024 at 14:02Nudelteig ist eigentlich nicht schwer, mit kochendem Wasser wird der Teig noch elastischer. Meine laienhafte Erklärung ist, dass sich dadurch das Gluten noch besser ausbilden kann. Falls du dich traust, melde dich gerne, ob es geklappt hat. Grüße, Jenny
Britta
Mittwoch, der 17. April 2024 at 15:01Liebe Jenny, wie schön, dass Du noch so ein Rezept Deiner Oma hast. Die Schrift erinnert mich an die Handschrift meiner Oma. Leider habe ich von ihr nur ein paar „Kritzeleien“ in einem alten Dr. Oetker-Backbuch, aber immerhin.
Wareniki will ich vielleicht auch noch machen – das ist ja bei mir immer eine Frage der Fitness. Deine Teigtaschen würde ich gerne probieren!
Liebe Grüße Britta
Jenny
Mittwoch, der 17. April 2024 at 17:34Liebe Britta, eine Frage der Fitness? Wie meinst du das? Grüße, Jenny
Britta
Mittwoch, der 24. April 2024 at 08:49Ich bin ja nicht wirklich gesund, seit über 40 Jahren chronisch nierenkrank mit Dialyse und jetze die zweite Transplantation. In letzter Zeit sind Herzprobleme und sonstige Neben- und Nachwirkungen dazu gekommen. Oft schaffe ich es nur, ein einfaches Essen zu kochen. Aufwändigere Gerichte, wie z. B. diese gefülltne Nudeltaschen fallen mir zunehmend schwerer, so dass ich eben immer gucken muss, wie es mir geht und ob ich es mir leisten kann, die nächsten Tage die Folgen der zusätzlichen Anstrengung auszukurieren.
Liebe Grüße Britta
Jenny
Mittwoch, der 24. April 2024 at 11:09Ah, ok, das wusste ich nicht. Da hast du ja aber trotzdem sehr fleißig ukrainische Gerichte gekocht! Hut ab!
Friederike
Donnerstag, der 18. April 2024 at 09:42Oma-Rezepte sind fast immer die besten, auch weil die Erinnerung an früher mitspielt… deine Wareniki sehen richtig toll aus und mit der Fülle kann ich sie mir gut vorstellen!
Jenny
Donnerstag, der 18. April 2024 at 10:00Danke, du hast auch welche gemacht, oder?
Kathrina
Donnerstag, der 18. April 2024 at 09:49Vielen Dank, dass du das Rezept deiner Oma mit uns teilst. Dein Nudelteig sieht echt perfekt.
Jenny
Donnerstag, der 18. April 2024 at 10:00Danke, ich war sehr nostalgisch!
Susanne
Freitag, der 3. Mai 2024 at 11:28Ich bin ja arg spät dran und schätze mal, Ihr habt alles aufgegessen. Da hilft es mir nur, dein Rezept nachzukochen – und ich bin sicher, ich werde es mögen.
Jenny
Freitag, der 3. Mai 2024 at 17:12Das hoffe ich doch ! 😉
Michael
Freitag, der 3. Mai 2024 at 16:31Liebe Jenny, deine Wareniki sehen ja total lecker aus. Ich habe sie auch schon mal gegessen. Sie ähneln ein bisschen den Pieroggi, die es bei uns zu Hause des Öfteren gibt. Omas Rezepte sind einfach immer die besten.
Jenny
Freitag, der 3. Mai 2024 at 17:14Hi Michael, Pierogi gab es bei uns auch und die mag ich auch total gern. Ich geb dir Recht, Omas Rezepte sind einfach die besten. Grüße, Jenny